Hannah Höch
"Mir die Welt geweitet". Das Adressbuch
Die Berliner Dada-Künstlerin und Collagistin Hannah Höch (1889–1978) führte über sechs Jahrzehnte, von 1917 bis 1978, ein Adressbuch. Nach dem Prinzip der Collage entstand ein rund 350 Seiten starkes Kompendium, das Höchs zahlreiche Kontakte zu Künstlerkollegen und Galeristen, Architekten, Schriftstellern, Kunstkritikern und Philosophen dokumentiert. Ihr Adressbuch enthält über 1.400 Namen, darunter Hans Arp, Max Ernst, Lyonel Feininger, El Lissitzky, Ludwig Mies van der Rohe, Hans Scharoun, Oskar Schlemmer und viele mehr. Das Adressbuch begleitete sie ihr gesamtes Leben lang und durch einige der bewegtesten Kapitel deutscher und europäischer Geschichte hindurch: Die ersten Einträge stammen aus der Zeit des Kaiserreichs, Höch ergänzte Adressen in den Zwanziger Jahren, hielt an diesem Buch während der Zeit des Naziregimes fest, als sie als Kulturbolschewistin gebrandmarkt wurde, und führte es weiter bis zu ihrem Tod in der inneren Emigration am nördlichen Stadtrand Berlins. Die Veröffentlichung des aufwendig restaurierten Adressbuchs ergänzt das letzte fehlende Stück im ansonsten vollständig publizierten Nachlass Höchs. Der Berliner Transit-Verlag veröffentlicht Auszüge des Adressbuchs mit insgesamt 500 Namen, die in ihren Beziehungen zu Höch erläutert werden, ergänzt durch 77 Faksimiles der originalen Adressbuchseiten sowie durch Fotos, Briefe und Abbildungen von Kunstwerken.
Herausgegeben von Harald Neckelmann, Wissenschaftliche Mitarbeit: Marion Schmid - Transit Buchverlag - Veröffentlichung: 22.8.2018 - 25 Euro - 320 Seiten, Format 15 x 21 cm, Halbleinenband mit Fadenheftung und Lesebändchen, durchgehend vierfarbig mit über 150 Abbildungen und Faksimiles
Rezensionen:
Katharina Rudolph, Frankfurter Allgemeine Zeitung:
"Weggeworfen habe sie bis zuletzt nichts. Sie war eine leidenschaftliche Sammlerin (...). Neckelmanns Werk ist (zur Digitalisierung des Adressbuchs) eine gelungene, wissenschaftlich fundierte Ergänzung. Und ein Glücksfall für all diejenigen, die sich mit Leben und Werk dieser vielseitigen Künstlerin beschäftigen wollen."
Stefanie Roenneke, literaturkritik.de:
"Das Adressbuch ermöglicht eine ungezwungene Auseinandersetzung mit der Künstlerin und ihrer Zeit. Jenen, denen Höch unbekannt ist, wird ein ungewöhnlicher Einsteig zu Leben und Werk ermöglicht, der dank der zahlreichen biografischen und historischen Angaben einen großen Mehrwert hat. Kenner können auf 300 Seiten auf Entdeckungsreise gehen, ungeahnte Verbindungen ausmachen und sich an kleinen Notizen erfreuen."
Karin Grossmann, Sächsische Zeitung:
"Mit dem Adressbuch der Künstlerin Hannah Höch öffnet sich eine fantastische Wundertüte - und fast alle stecken sie drin. (...) All die Spuren nimmt Harald Neckelmann auf. Er notiert die Geschichten hinter den Namen: wer mit wem warum und wo. Es muss eine irrwitzige Recherche gewesen sein in Briefen, Biografien, Ausstellungskatalogen, Adressverzeichnissen. Der Gewinn des Buches ist immens, denn so öffnet sich nicht nur ein biografischer Kosmos, sondern ein detailreiches, buntes Gesellschaftsbild. Das Netzwerk der Moderne scheint geradezu greifbar."
Bettina Baltschev, MDR Figaro:
"Das vorliegende Buch (geht) weit über das Original hinaus, denn der Herausgeber Harald Neckelmann hat in akribischer Recherchearbeit nicht nicht nur aus einer umfangreichen, meist lose zusammengefügten Blattsammlung mit über 1400 Einträgen ein lesbares Kompendium destilliert (...). Entstanden ist so ein lebendiger Kosmos von Menschen und Orten, die Hannah Höch traf und besuchte, ein sehr persönliches Kunstlexikon, das doch über die Person hinausweist und aus dem man, ist man einmal eingetaucht, nicht mehr so schnell wieder herauskommt. (...) 'Mir die Welt geweitet', der Titel könnte passender nicht sein, denn genau dieses Gefühl wird auch beim Lesen geweckt, ein Gefühl von gedanklicher und künstlerischer Weite, die inspiriert und wohltut."
Eva Hepper, Deutschlandfunk Kultur:
"Die (...) Adressbuch-Edition (...) liest sich wie ein Who-is-who des - nicht nur deutschen - Geistes- und Kulturlebens. (...) Ungemein kenntnisreich sind Neckelmanns Erläuterungen der Einträge (...). Tatsächlich ist Hannah Höchs Adressbuch ein großartiges Lebens- und Erinnerungsbuch. Es lässt sich herrlich darin stöbern, Berühmtheiten und weniger bekannte Zeitgenossen stehen gleichrangig nebeneinander, und auch die Alltags- und Zeitgeschichte kommen nicht zu kurz. (...) Was für ein Leben! In vielen Biografien wurde es beschrieben, doch kein Werk gibt so beredt (Selbst-)Auskunft wie Hannah Höchs Adressbuch. Eine großartige Lektüre!"
Elke Linda Buchholz, Tagesspiegel:
"1400 Namen hat Hannah Höch in ihrem Adressbuch verzeichnet. Über 400 davon liegen jetzt in einer liebevoll gemachten Edition des Transit Verlags vor (...). Herausgeber Harald Neckelmann hat die Einträge Höchs nicht nur geduldig entziffert, sondern vor allem mit dem nötigen kulturhistorischen Unterfutter versehen. Kurzbiographien, Zitate aus Briefen und Terminkalendern ergänzen das lexikalische Höch- 'Who is who'.
Schnell wird klar, dass der private Mikrokosmos ein überraschendes kulturelles Panorama aufspannt: Fundgrube und Steinbruch für künftige Forschungsstreifzüge."
Maxi Leinkauf, Der Freitag:
"Das Adressbuch der Dada-Künstlerin Hannah Höch ist mehr Lebenszeugnis als nutzdienlich. Es ist auch das Porträt einer Künstlerszene zwischen 1920 und 1970, und der Zeit, in der sie sich bewegte. Höch hinterlässt in ihrem collagenartigen Buch einen Haufen Spuren und Erinnerungen, die nun veröffentlicht wurden (...). Eine Visitenkarte wird abgeschrieben und trotzdem aufgehoben, sowie Notizzettel und Handschriften von illustren Gästen, Freunden, Bekannten. Diese Miniaturen zeigen auch, wie bewusst Höch ihr Netzwerk aufbaute."
Nadine Kreuzahler, RBB Inforadio:
"Ein schön gestalteter Band, ein besonderes Buch. Ein wahrer Schatz."
Werner Abel, Neues Deutschland:
"Vorzüglich editiert und kommentiert": "Überdies ist es ein faszinierend schönes Buch geworden, das der Collage-Technik von Hannah Höch Tribut zollt."
www.transit-verlag.de/produkt/hannah-hoech-mir-die-welt-geweitet-das-adressbuch/
Gefördert von der:
Jula Dech, Autorin und Höch-Expertin, mit dem Adressbuch in der Filmbühne am Steinplatz.
Kulturkaufhaus Dussmann, Friedrichstraße